Immer dieses Trödeln!!!
Viele Eltern kennen das Problem: Die Hausaufgaben dauern bei manchen Kindern ewig, selbst wenn die Aufgaben eigentlich einfach sind. Oft wird das als „Trödeln“ bezeichnet, kann aber auch eine langsamere Verarbeitungsgeschwindigkeit sein.
Ein Kind mit einer langsameren Verarbeitungsgeschwindigkeit braucht oft länger, um mit den Hausaufgaben anzufangen und sie auch zu beenden. Es braucht mehr Zeit, um Informationen aufzunehmen und zu verstehen. Das heißt, es braucht nicht nur länger für die Hausaufgaben, sondern ist auch schneller frustriert.
Doch es gibt Möglichkeiten, diese Fähigkeit gezielt zu trainieren, um den Alltag zu erleichtern und das Lernen zu fördern.
Was bedeutet eigentlich Verarbeitungsgeschwindigkeit?
Die Verarbeitungsgeschwindigkeit sagt aus, wie schnell Kinder Informationen aufnehmen, verarbeiten und darauf reagieren. Sie umfasst die Fähigkeit, visuelle, auditive oder motorische Reize zu erkennen, zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren. Dabei geht’s um eine wichtige kognitive Fähigkeit, die eng mit Lernprozessen, schulischen Leistungen und der intellektuellen Entwicklung zusammenhängt.

Die Verarbeitungsgeschwindigkeit ist zwar ein Teilbereich der Intelligenz, aber nicht direkt mit der Intelligenz verknüpft. Nur weil ein Kind eine langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit hat, heißt das noch lange nicht, dass es dumm ist. Aber klar, wenn ein Kind Probleme hat, Texte zu lesen, Mathe zu machen, zuzuhören und mitzuschreiben, kann das natürlich zu Schwierigkeiten führen. Außerdem kann sich die Verarbeitungsgeschwindigkeit auf die exekutive Funktionen wie Planen, Entscheiden oder Aufgaben beginnen auswirken.
In der Praxis ist eine schnelle Verarbeitungsgeschwindigkeit von Vorteil, weil sie dafür sorgt, dass bekannte Informationen schnell und automatisch verarbeitet werden. Das heißt, wir können effizienter denken und lernen.
Wie wird eigentlich die Verarbeitungsgeschwindigkeit gemessen?
Um die Verarbeitungsgeschwindigkeit zu messen, gibt es spezielle Untertests in den gängigen Intelligenz-Testverfahren. Beim WISC V wird gemessen, wie schnell und genau die mentalen und graphomotorischen Prozesse verarbeitet werden. Außerdem, wie gut das Kind visuell analysieren, sich kurze Zahlen- und Buchstabenfolgen merken, aufmerksam ist und wie gut es Zahlen und Buchstaben in einer bestimmten Reihenfolge eintragen kann. Zu den wichtigen Untertests gehören der Zahlen-Symbol-Test, die Symbol-Suche und der Durchstreichtest.
Im AID 3 wird die Verarbeitungsgeschwindigkeit im Teil „Kodieren“ gemessen, des Untertests „Kodieren und Assoziieren“.
Ursachen und Unterschiede in der Verarbeitungsgeschwindigkeit
Die Verarbeitungsgeschwindigkeit hängt von verschiedenen Dingen ab. Auch die Gene spielen eine Rolle, genauso wie das Alter und die Reifung des Gehirns. Denn im Laufe der Entwicklung nimmt die Verarbeitungsgeschwindigkeit oft zu. Ein ganz entscheidender biologischer Faktor ist die Dichte der weißen Gehirnsubstanz, insbesondere der Myelinschicht. Denn diese sorgt dafür, dass Informationen im Gehirn besonders schnell übertragen werden.

Wenn die Verarbeitungsgeschwindigkeit zu langsam ist, kann das auch die exekutiven Funktionen beeinträchtigen. Dieses zeigt sich in Problemen bei der Planung, Zielsetzung, Entscheidungsfindung und der Fokussierung der Aufmerksamkeit.
Hochgeschwindigkeitsverarbeiter

Wenn Kinder Informationen schnell verarbeiten können, sind sie Hochgeschwindigkeitsverarbeiter. Das heißt, sie können Informationen super schnell aufnehmen, verstehen und verarbeiten. Diese Kinder können also viel auf einmal lernen und verstehen, auch wenn es kompliziert ist und sie können oftmals schnell und sicher Entscheidungen treffen.
Außerdem sind sie in der Lage, sich ebenso schnell neues Wissen aneignen und sich in neue Themen einzuarbeiten. So können sie ihr Wissen laufend weiter entwickeln, wie auch ihre Problemlösungsfähigkeiten stärken. Das heißt auch, dass sie komplexe Probleme schnell analysieren und neue, kreative Lösungen finden. Ebenso Zusammenhänge schnell erkennen und die Fähigkeit haben auch mal über den Tellerrand hinauszudenken und unkonventionelle Lösungswege zu entwickeln. Dabei denken sie oft auch kreativ.
Die Kehrseite der hohen Verarbeitungsfähigkeit
Auch wenn Kinder echt viel auf dem Kasten haben, müssen sie sich als Hochgeschwindigkeitsverarbeiter manchmal echt ins Zeug legen. Eine häufige Schwierigkeit ist, dass sie schnell ungeduldig und frustriert werden, vor allem bei langsamen Arbeitsprozessen oder ineffizienten Abläufen, die sie schnell als langweilig empfinden.

Außerdem kann es bei der Kommunikation zu Verständnisschwierigkeiten kommen, weil sie manchmal etwas zu schnell denken. Manchmal übersehen sie wichtige Infos, die für andere offensichtlich sind, und es ist nicht immer einfach für sie, ihre Gedanken zu strukturieren.
Ein weiteres Problem ist, dass sich manche Kinder schnell überfordert fühlen. Sie denken oft, dass sie ihre Kapazitäten in Umgebungen, in denen sie nicht voll gefordert werden, nicht voll ausschöpfen können, weil sie Informationen schneller aufnehmen als andere. Auch zu viel Input kann ein Problem sein. Hochgeschwindigkeitsverarbeiter sind oft sehr empfänglich für Reize wie Geräusche oder visuelle Eindrücke und neigen dazu, von ihrer Umgebung überstimuliert zu werden.
Trotzdem hat ihre hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit viele Vorteile. Diese Kinder finden oft richtig gute Lösungen, sind sehr effizient und können sich schnell auf verschiedene Situationen einstellen. Um diese Stärken voll zu nutzen, sollten Hochgeschwindigkeitsverarbeiter Strategien entwickeln, um Überstimulation und Frustration zu vermeiden – etwa durch Pausen, effektive Kommunikationsmethoden und ein unterstützendes Umfeld, das ihre besonderen Fähigkeiten wertschätzt.
Verarbeitungsgeschwindigkeit und Lernschwierigkeiten
Eine langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit ist keine Lernstörung. Sie kann aber alle Lernphasen beeinflussen und wirkt sich oft auf Lernstörungen wie ADHS, Legasthenie, Dyskalkulie und eine auditive Verarbeitungsstörungen aus. Dadurch kann es schwieriger werden, sich auf Ziele zu fokussieren, Probleme zu lösen und sich durchzusetzen. Auch bei Störungen aus dem autistischen Spektrum ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit oft vermindert.
Hier geht’s zum Blogartikel „doppelt außergewöhnlich:

Auch wenn Menschen mit ADHS und solche mit hoher Verarbeitungsgeschwindigkeit schnell denken können, gibt es da trotzdem Unterschiede. Für Kinder mit ADHS ist es oft schwierig, sich zu konzentrieren. Außerdem sind sie oft ungeduldig und können nicht warten. Für Kinder mit hoher Verarbeitungsgeschwindigkeit ist es einfacher, sich auf eine Sache zu konzentrieren und überlegter zu handeln. Beide Gruppen sind anfällig für Reizüberflutung, aber aus unterschiedlichen Gründen.
Eine verminderte Verarbeitungsgeschwindigkeit im IQ-Test kann auch ein Hinweis auf einen schädlichen Perfektionismus haben. Wenn Du den Verdacht bei deinem Kind haben solltest, lies gerne auch diesen passenden Blogartikel.
Herausforderungen im Alltag mit einer langsamen Verarbeitungsgeschwindigkeit

Kinder, die Dinge langsamer verarbeiten, brauchen oft mehr Zeit für alltägliche Aufgaben wie das Anziehen und das Beantworten von Fragen. In der Schule tun sie sich schwer damit, neuen Lernstoff schnell zu verarbeiten und auf Fragen schnell zu antworten. Auch im Alltag gibt’s oft Probleme, zum Beispiel beim Erledigen von Aufgaben, beim Planen von Aktivitäten unter Zeitdruck und beim Befolgen von Anweisungen. Diese Kinder haben bei Prüfungen oft das Nachsehen, selbst wenn sie den Lernstoff draufhaben.
Kann die kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit verbessert werden?
Die Verarbeitungsgeschwindigkeit kann durch Training und Übung verbessert werden, genauso wie andere kognitive Fähigkeiten. Der Knackpunkt dabei ist, sich richtig gut vernetzte Nervenbahnen anzutrainieren, damit die Signale schneller fließen. Aber Dank der Neuroplastizität kann das Gehirn seine Strukturen verändern und neue Verbindungen herstellen. Die Neurowissenschaft zeigt Folgendes: Wenn man bestimmte Dinge oft genug übt, werden die Nervenverbindungen im Gehirn stärker. Dadurch kann man auch als Erwachsener schneller denken.
Strategien zur Förderung der Verarbeitungsgeschwindigkeit
Spiele sind eine tolle Möglichkeit, um die Verarbeitungsgeschwindigkeit zu fördern. Spiele wie „Gruselino“, „Speed“, „Rubik Race“, „Halli Galli“ und „Speed Cups“ eignen sich gut, um die schnelle Erkennung und Reaktion zu fördern. Gleichzeitig macht das Training so auch noch Spaß. Übungen wie das schnelle Benennen von Zahlen oder Buchstaben und das Lernen mit Karteikarten helfen dabei, häufige Muster schneller zu erkennen und Abläufe zu automatisieren. Außerdem ist es hilfreich, regelmäßig zu üben, um besser zu lesen und zu schreiben. Dafür kann man zum Beispiel Buchstaben- und Wortspiele machen.
Wichtig ist, dass man die Übungen regelmäßig wiederholt und stressfrei gestaltet, damit sich der Prozess durch Übung automatisieren lässt. Atemtechniken und ein unterstützendes Umfeld helfen dabei, Stress zu reduzieren und ein positives Selbstbild zu entwickeln. So kann man die Herausforderungen bei der Verarbeitungsgeschwindigkeit besser meistern.
Empfehlungen für Eltern und Lehrkräfte
Man muss geduldig sein und akzeptieren, dass jedes Kind sein eigenes Lerntempo hat. Eltern und Lehrkräfte sollten sich darüber im Klaren sein, dass sich die Verarbeitungsgeschwindigkeit nicht über Nacht ändert. Strukturierte Abläufe und automatisierte Routinen können Kindern dabei helfen, alltägliche Aufgaben leichter zu bewältigen. Außerdem helfen kurze Übungseinheiten von maximal 10 Minuten pro Tag dabei, das Gelernte zu festigen, ohne das Kind zu überfordern.

Damit sich keine Stress- und Drucksituationen ergeben, sollten Eltern und Lehrkräfte darauf achten, dass die Umgebung positiv und unterstützend ist. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit ist nur ein Teil der kognitiven Fähigkeiten und sagt nichts über das gesamte Potenzial eines Kindes aus. Kinder machen Fortschritte, wenn sie spielerische und alltagsnahe Übungen machen. So entwickeln sie sich in ihrem eigenen Tempo.
Zusammenfassung und Ausblick
Die Verarbeitungsgeschwindigkeit ist eine wichtige Fähigkeit, die beschreibt, wie schnell und effizient das Gehirn Informationen aufnimmt, verarbeitet und darauf reagiert. Sie hat Einfluss auf verschiedene Bereiche des Alltags, zum Beispiel auf das Lernen, das Lösen von Problemen und die Aufgabenplanung. Und eine langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit ist keine Lernstörung. Aber klar, sie kann im Alltag und bei Lernprozessen schon mal zu Herausforderungen führen. Mit Geduld, strukturierten Abläufen und spielerischen Übungen können Eltern und Lehrkräfte Kinder dabei unterstützen, ihre Verarbeitungsgeschwindigkeit zu verbessern.
Das Begabungsinstitut Impetus bietet durch gezieltes Lerntraining die Möglichkeit, die Verarbeitungsgeschwindigkeit von Kindern effektiv zu fördern und ihnen so zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten.