Gefühle verstehen und begleiten
Wie Kinder gesunde Strategien im Umgang mit Emotionen entwickeln
„Jetzt reiß dich mal zusammen!“ – Diesen Satz haben viele von uns schon gehört oder sogar selbst gesagt. Doch was steckt dahinter? Gefühle lassen sich nicht einfach abschalten. Sie wollen gesehen, gefühlt und verstanden werden. Besonders Kinder brauchen unsere Unterstützung, um mit ihren Emotionen umzugehen – denn das ist eine Fähigkeit, die man lernen kann. Und genau hier kommt das Konzept der Emotionsregulation ins Spiel.
Was ist Emotionsregulation?
Emotionsregulation beschreibt die Fähigkeit, mit den eigenen Gefühlen so umzugehen, dass sie weder überfordern noch verdrängt werden müssen. Es geht also darum, emotionale Reaktionen zu steuern: Wie stark fühlt mein Kind? Wie lange dauert das Gefühl an? Wie zeigt es sich – und wie kann es damit umgehen?
Kinder sind in dieser Hinsicht noch auf dem Lernweg. Sie brauchen Erwachsene, die ihnen zeigen, dass Gefühle willkommen sind – und dass es Wege gibt, mit ihnen umzugehen. Wichtig dabei: Es gibt hilfreiche (adaptive) und weniger hilfreiche (maladaptive) Strategien, wie Gefühle reguliert werden können.
Was hilft Kindern mit starken Emotionen?
Am besten helfen adaptive Strategien. Dies sind gesunde und langfristig wirksame Möglichkeiten, mit Gefühlen umzugehen. Sie fördern das emotionale Gleichgewicht und helfen Kindern dabei, sich selbst besser zu verstehen.
Einige Beispiele:
Sich jemandem anvertrauen – reden hilft.
Gefühle zulassen – „Ich bin gerade wütend, und das ist okay.“
Gedanken hinterfragen – „Ist das wirklich so schlimm, wie es sich gerade anfühlt?“
Kreative Ausdrucksformen – malen, tanzen, Musik hören.
Bewegung und frische Luft – auch kleine Spaziergänge wirken Wunder.
Achtsamkeit und kleine Pausen – zur Ruhe kommen, durchatmen.
Diese Strategien stärken Kinder in ihrer Entwicklung – und sie helfen ihnen, sich selbst zu regulieren, statt sich ausgeliefert zu fühlen.
Wenn Gefühle in die falsche Richtung lenken

Dann nutzen Kinder zumeist maladaptive Strategien. Diese entstehen oft aus Überforderung. Sie können kurzfristig entlasten, aber langfristig das seelische Wohlbefinden beeinträchtigen.
Beispiele sind:
Gefühle unterdrücken oder verdrängen
Rückzug oder Vermeidung
Aggressives Verhalten
Grübeln und sich „festdenken“
Übermäßiger Medienkonsum oder Essen zur Beruhigung
Solche Reaktionen sind keine „Fehler“ – sie zeigen, dass ein Kind gerade keine besseren Möglichkeiten hat, mit sich selbst umzugehen. Genau dann ist es wichtig, als Eltern präsent zu sein, nicht zu bewerten, sondern gemeinsam neue Wege zu entdecken.
Wie Eltern helfen können Emotionen zu regulieren
Der wichtigste Schritt beginnt mit Verständnis und Beziehung: Wenn Kinder spüren, dass ihre Gefühle ernst genommen werden, lernen sie, sich selbst ernst zu nehmen. Gespräche, gemeinsame Lösungen, liebevolle Konsequenz und ein achtsamer Blick auf das, was das Kind gerade braucht, bilden die Basis.
Fragen, die helfen können:
„Was brauchst du gerade?“
„Wie fühlt sich das in deinem Körper an?“
„Was könnte dir helfen, damit es dir besser geht?“
Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind immer wieder überfordert ist oder sich in bestimmten Gefühlslagen verliert, kann auch professionelle Begleitung sinnvoll sein – melde dich für systemische Beratung oder Lerncoaching.
Emotionsregulation kann man lernen – mit Herz und Haltung
Gefühle sind nicht das Problem. Der Umgang mit ihnen ist entscheidend. Kinder brauchen Erwachsene, die sie begleiten – nicht perfekt, aber präsent.
Mit Geduld, Offenheit und dem Mut, gemeinsam neue Strategien zu entdecken, kannst du deinem Kind helfen, einen gesunden Umgang mit seiner inneren Welt zu entwickeln.