Hochbegabte Kinder empfinden besonders intensiv. Egal ob Freude, Angst oder Wut, jede noch so kleine Emotionen kann sich für hochbegabte Kinder wie ein riesiger Berg von Gefühlen anfühlen. Dies ist für das hochbegabte Kind häufig genau so überfordernd wie für Dich als Elternteil. Aber wie kannst Du damit als Mutter/Vater umgehen? Was kannst Du tun um Deinem Kind den Umgang mit Emotionen zu erleichtern? Genau darum geht es in diesem Blogartikel!
Bei Schlaufuchs fliegen die fetzen
Kalle kam nach Hause und schmetterte seinen Tornister in die Ecke. Er würdigte Frau Schlaufuchs, die ihm die Tür geöffnet hatte keines Blickes. Seine Schuhe trat er aus und flackerte sie vor die Garderobe, seine Jacke schmiss er mit Wucht an den Haken, so dass sie diesen verfehlte. Dann rannte er fast in die Küche und dort explodierte er: „Iiih, Gemüsesuppe! Du weißt genau, dass ich die nicht mag! Ich will was anderes!“ Kalle schmiss sich auf den Boden und strampelte mit seinen Füßen und trommelte mit den Fäusten auf dem Laminat.
„Musst Du immer so ausrasten! Kannst Du nicht erstmal Hallo sagen, bevor Du mich beschimpfst?“ entgegnete Frau Schlaufuchs vorwurfsvoll und ärgerlich.
Jetzt schrie Kalle noch mehr und seine Augen verengten sich zu Schlitzen: „ Aaah, wenn Du auch immer so blöde Sachen kochst! Ich hasse Gemüsedurcheinander!“
„Nun mach mal halblang!“
Frau Schlaufuchs atmet tief durch
Da erinnerte sich Frau Schlaufuchs an den letzten Elternkurs, an dem sie vor ein paar Wochen teilgenommen hatte. Dort hat sie mit anderen Eltern hochbegabter und begabter Kinder genau dieses Thema besprochen. Und da hatte doch eine Familie so einen tollen Lösungsvorschlag. Ja, stimmt, die hatten damit gute Erfolge erzielt. Sie haben gesagt, sie hätten die Wut des Kindes erstmal angenommen und seine Gefühle benannt. Das hätte dazu geführt, dass sich ihr Kind viel besser beruhigen konnte. „Das mache ich jetzt auch mal so“, dachte Frau Schlaufuchs.
Frau Schlaufuchs atmete tief durch.
„Hey Kalle, ich habe das Gefühl, du hattest heute einen sehr anstrengenden Schultag. Und jetzt kommst du nach Hause und stellst fest, dass es Gemüsesuppe gibt. Die magst Du nicht stimmts? Das ist einfach zu viel für Dich und da bist Du richtig wütend geworden.“
Kalle liegt still und hat seinen Kopf in den Armen vergraben.
„Warum kochst du denn Gemüsesuppe?“ brummelte er in seine Pulloverärmel hinein.
„Weil ich noch soviel Gemüse im Kühlschrank hatte und ich nicht wollte, dass es schlecht wird.“
Kalle hebt den Kopf.
„Meinst du, wir könnten zusammen essen, wenn ich, Papa und Fiona die Gemüsesuppe esse und du dir ein Brot machst oder einen Joghurt isst?“
Kalle steht auf und nickt. Bevor er sich auf seinen Platz setzt, nimmt Frau Schlaufuchs ihn fest in den Arm „Ich hab‘ Dich lieb! Wenn Du magst, reden wir nach dem Essen über Deinen Ärger in der Schule!“
"In der Weihnachtsbäckerei"
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Was tun bei soviel Gefühl und soviel Wut?
Am wichtigsten ist es zunächst ,wenn man sich mit diesem Problem befasst, dass man dem hochbegabten Kind zeigt, dass es keine guten oder schlechten Emotionen gibt! In erster Linie sind alle Emotionen erwünscht, denn wenn wir versuchen negativ besetzte Emotionen, wie z.B. Wut, still zu legen, kann dies fatale Folgen haben.
Wenn man seine Wut unterdrückt führt das unumgänglich dazu, dass man nicht mehr auf seine Gefühle hört.
- Dadurch bleiben wir eher in Situationen, die uns nicht gut tun
- Wir verlieren die Energie, eigene Grenzen zu setzten
- Wir entwickeln keine Wege konstruktiv mit unseren Gefühlen umzugehen
Trotzdem ist es selbstverständlich, dass man versucht Emotionen die einem nicht gefallen zu vermeiden, niemand mag es wütend zu sein. Um so wichtiger ist es deshalb zu lernen mit der Wut umgehen zu können.
Wut = Überforderung
Besonders bei intensiver Wut kann es häufig zu Überforderung kommen. Du kennst bestimmt auch, diese gedanken:“ Muss du den jetzt so ausrasten?“ oder „Warum bist du den jetzt so aggressiv, dass ist doch gar nicht so schlimm“
Zunächst ist es wichtig, dass man Abstand von dem Gedanken „das macht er/sie doch mit Absicht“ nimmt. Um das hochbegabte Kind in der Bewältigung seiner besonders intensiven Emotionen zu unterstützen ist es wichtig diese Emotionen ernst zu nehmen, auch wenn das manchmal schwerfällt.
Gefühle formulieren
Außerdem ist es wichtig, dass Gefühle frühzeitig klar formuliert und auch kommuniziert werden. Frag nach: “ Wie fühlt sich die Wut an? Wo sitzt die Wut?“. Es ist wichtig seinem Kind die Werkzeuge zu geben seine Gefühle in Worte zu fassen, Dadurch lernt es seine Emotionen besser wahrzunehmen und sie auch zu beeinflussen. Die richtige Kommunikation von Gefühlen könnte dann zum Beispiel so aussehen:“ Das macht mich wütend wenn du das tust, weil…/ Ich wünsche mir von dir…/ Ich erwarte das du…“. Sei Deinem Kind hier ein Vorbild und versuche auch Deine eigenen Gefühle klar zu formulieren, sodass Dein Kind viele Vokabeln lernt um seine Emotionen deutlich auszudrücken. Gefühle werden durch Sprache greifbar gemacht und können dadurch einfacher verarbeitet werden.
Gefühle spiegeln
Um das hochbegabte Kind dabei zu Unterstützen ist es außerdem hilfreich Gefühle zu spiegeln, z.B. „Ich habe das Gefühl du fühlst dich ungerecht behandelt…“. Wenn das Kind eine so intensive Wut verspürt, kann es oft schwierig sein diese richtig einzuordnen oder zu begründen. Genau dann hilft es ungemein seinem Kind einen Spiegel vorzuhalten und sein Kind bei der Wahrnehmung seiner Emotionen zu unterstützen.
Gefühle übersetzen
Als Elternteil kannst Du zudem als Übersetzter fungieren und Deinem Kind dabei helfen die Gefühle anderer, und dadurch seine eigenen Gefühle, besser zu lesen. „Schau, das Kind dreht sich weg, ich glaube, es wird ihm gerade etwas zu viel“ oder „Hast du gesehen wie das Mädchen sich gefreut hat, als du ihm etwas von deinen Süßigkeiten abgegeben hast?“ sind Wege Deinem Kind die Emotionen seiner Mitmenschen zu übersetzen. Besonders jungen Kindern hilft dies aufmerksamer gegenüber den Gefühlen anderer zu sein und unterstützt das Erkennen der eigenen Gefühle.
Wut begleiten
Begleite Dein Kind in seiner Wut und seinem Frust, sei für es da und zeige, dass Du auf seiner Seite bist und mit ihm fühlst. Dabei ist es allerdings wichtig zwischen Mitleid und Mitgefühl zu unterscheiden. Mitleid bestätigt das Kind in seiner gefühlten Hilflosigkeit, Mitgefühl allerdings bietet Trost und Halt für das Kind. Zeigen Deinem Kind; Ich bin auf deiner Seite/ Ich steh hinter dir!
Wenn sich die Situation beruhigt hat kannst Du anschließend in die Kommunikation mit Deinem Kind gehen. Was war los? Welche für Möglichkeiten gibt es die Situation zu klären? Gibt es etwas, was du dir wünschst? Was hätte anders laufen sollen?
Abschlussgedanken
Am wichtigsten ist einfach, dass du deinem Kind vermittelst seine Emotionen sind ok sind und du für es da bist.
Sei dabei aber nicht zu hart zu dir selbst. Eltern sind auch nur Menschen und wütend auf Wut zu reagieren ist vollkommen normal. Versuch zu reflektieren: „Was ist gut gelaufen…?/ Gibt es etwas, was ich besser machen könnte…?“.
Das Thema Wut im SENG-Elternkreis
Der SENG-Elternkreis ist die deutsche Version aus dem amerikanischen nach James T.Webb, der den Verein SENG – Supporting Emotional Needs of the Gifted gegründet hat.
Das folgende Video gibt Dir einen Einblick in unsere Arbeit mit Eltern hochbegabter Kinder, damit diese die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder gut begleiten können.
Du benötigst Unterstützung beim Thema Wut?
Dann mache noch heute einen Beratungstermin aus und wir schauen, wie wir Dich unterstützen können.
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