Wenn der Kopf schneller ist als die Hand
Warum manche Kinder trotz hoher Fähigkeiten Rechtschreibfehler machen
Manchmal staunen Eltern und Lehrkräfte: Ein Kind ist sprachlich sehr stark, liest blitzschnell, denkt weit voraus – und trotzdem schleichen sich beim Schreiben immer wieder Rechtschreibfehler ein. Wie passt das zusammen?
Die Antwort ist: Es kann daran liegen, dass das Kind so schnell verarbeitet, dass es die Details schlichtweg übersieht.

Wenn der Kopf schneller ist als die Hand, oder der Ferrari gegen den Golf GTI ein Rennen fährt.
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Schnell denken, flüchtig schreiben
Kinder, die eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit haben, erfassen oft nicht nur ein Wort, sondern gleich mehrere Wörter oder ganze Satzteile auf einmal. Diese Kinder sind gedanklich schon zwei, drei Schritte weiter, während die Hand noch das aktuelle Wort schreibt.
Das führt dazu, dass sie:
- Fehler an schwierigen Wortstellen machen.
- Endungen, Doppelkonsonanten oder Großbuchstaben übersehen.
- Sätze schreiben, die grammatikalisch unsauber sind, weil sie gedanklich schon beim nächsten Satz sind.
Und das, obwohl sie die Rechtschreibregeln eigentlich sehr wohl kennen.
Warum passiert das?
In der Psychologie sprechen wir von simultaner Verarbeitung – also der Fähigkeit, viele Informationen gleichzeitig zu erfassen. Bei manchen Kindern läuft das so schnell, dass die Details auf Wortebene unter den Tisch fallen.
Das Kind konzentriert sich auf das „große Ganze“ – den Satz, den Sinn, die Geschichte. Die Aufmerksamkeit reicht dabei oft nicht aus, um jedes Wort auf korrekte Schreibweise zu überprüfen. Die motorische Umsetzung (Schreiben) kann dem hohen Tempo schlicht nicht folgen.
Viele dieser Kinder wissen sofort, was sie falsch gemacht haben, wenn sie ihre Texte selbst lesen. Typische Sätze sind:
- „Ich habe das gewusst, ich war schon beim nächsten Satz.“
- „Ich kann das, ich habe mich nur vertan.“
- „Ich habe mich verschrieben.“
Solche Aussagen zeigen: Es ist kein Wissensproblem. Es ist ein Aufmerksamkeits- und Verarbeitungstempo-Problem.
Der schmale Grat: Fördern ohne Bremsen
Diese Kinder brauchen keine klassischen Rechtschreibtrainings, die sie auf Grundschulniveau zurücksetzen. Sie brauchen Strategien zur Selbstregulation.
Hier im Begabungsinstitut Impetus unterstützen wir gerne mit unserer Expertise und unserem Verständnis diesen Schülern und Schülerinnen gegenüber!
Wichtig ist es, mit ihnen zu erarbeiten:
- Wann es sich lohnt, bewusst langsam und genau zu arbeiten.
- Wie sie sich selbst stoppen und prüfen können.
- Wie sie das eigene Arbeitstempo steuern können, ohne ihre Stärke – das schnelle Denken – zu verlieren.
Förderideen für den Alltag
- Schwierige Wörter bewusst verlangsamt schreiben.
- Nur eine Fehlerart pro Übung gezielt beobachten.
- Schwierige Stellen im Wort farblich markieren.
- Sich selbst Check-Fragen stellen: Habe ich auf die Großschreibung geachtet? Ist der Doppelkonsonant korrekt?
- Erfolge bewusst wahrnehmen und feiern.
Ein Perspektivwechsel für Eltern und Lehrkräfte
Diese Kinder sind nicht „schlampig“ oder „unordentlich“. Ihr Gehirn arbeitet schlicht in einem Tempo, das manchmal den feinen Blick auf Details überrollt.
Statt sie auszubremsen, ist es hilfreich, ihnen Werkzeuge für Selbstkontrolle an die Hand zu geben und ihr schnelles Denken als Stärke zu sehen – mit dem Ziel, flexibel zwischen Tempo und Genauigkeit wechseln zu lernen.
Denn am Ende ist das Ziel nicht, langsamer zu werden – sondern achtsamer.
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