Konzentration – Wieso, Weshalb, Warum und Wie
„Jetzt konzentrier dich doch mal!“
Wer hat diesen Satz noch nicht gehört oder sich dabei erwischt, sein Kind damit aufzufordern, die Aufgaben zu erledigen. Darum zu Anfang erst mal eine kleine Übung:
Wie gut kannst Du Dich konzentrieren?
Lege Dir einen Zettel und einen Stift bereit und dann befolge die folgenden Aufgaben. Es geht um Schnelligkeit. Je schneller Du bist, desto besser.
Aufmerksamkeitstest
- Lies alles bevor du weitermachst.
- Schreib deinen Vornamen in die rechte obere Ecke.
- Schreibe das Wort schnell in die Mitte deines Blatts
- Zeichne zwei Kreise in die linke obere Ecke.
- Schreibe die Anfangsbuchstaben deines Namens in die Kreise.
- Unterschreibe dein Blatt rechts unten mit deinem Nachnamen.
- Unterstreiche deinen Vornamen.
- Schreibe ein „x“ in die linke untere Ecke.
- Nun da du alles gelesen hast, befolge bitte nur Anweisung Nr. 2
Was ist passiert? Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen, ob Kind oder Erwachsener, unter Zeitdruck einfach drauflos lesen. Gehörst Du auch dazu?
Die Übung macht deutlich, dass man sich durchaus viel Arbeit erspart, wenn man einen Text zuerst einmal konzentriert durchliest.
Aber, was bedeutet eigentlich Konzentration?
Konzentration ist ein Teil der Aufmerksamkeit und bezeichnet die Lenkung dieser auf eine bestimmte Handlung, Tätigkeit oder Ziel. Die Lenkung erfolgt, indem wir uns auf eine auszuführende Tätigkeit über einen bestimmten Zeitraum hinweg fokussieren. Dabei werden Störgeräusche, -personen oder -bewegungen bis zu einem gewissen Grad ausgeblendet, um die Aufgabe gewissenhaft durchführen zu können.
Daraus können wir Schlussfolgern, dass die Fähigkeit sich zu konzentrieren eine Schlüsselkompetenz für Lernerfolg ist. Denn wer in der Lage ist, seinen Fokus zu einem bestimmten Zeitpunkt, auf eine bestimmte Aufgabe oder Person zu richten, der lernt schneller, effektiver und mit einem guten Gefühl.
Ein hoher Intelligenzquotient und Begabungen der Kinder reichen also nicht aus, um einen guten Schulabschluss zu erzielen. Die Konzentration auf gestellte Aufgaben bildet neben der Motivation eine wichtige Säule des Lernens.
Wenn unsere Fähigkeit der Konzentration gut ausgebildet ist, gelingt es uns besser:
- Einzelne Reize aus der Umwelt zu filtern
- Uns bestimmten Dingen oder Inhalten zuzuwenden
- Ablenkungen auszublenden
Wie sieht es aber bei Unterforderung mit der Konzentration aus?
Hier spielt das „Alerting“ Netzwerk eine bedeutende Rolle. Dieses hat die Aufgabe, uns Menschen dauerhaft in einen wachen, geistig offenen und konzentrierten Zustand zu halten. Es bereitet uns darauf vor, Informationen aufzunehmen und Warnsignale frühzeitig auszumachen. Ob und wie gut dieses Netzwerk funktioniert, hängt sowohl von der Tageszeit als auch von unserem emotionalen Zustand (Angst, Stress) ab.
Kurzfristige Langeweile können wir kompensieren aber dauerhafte Unterforderung bildet in uns einen großen Stressfaktor. Schon Mihaly Csikszentmihalyi der Entdecker des Flow wusste: „Für Schüler mit hoher Leistungsfähigkeit ergibt sich der negativste Zustand eindeutig dann, wenn die Tätigkeit niedrige Anforderungen stellt und geringe Fähigkeiten verlangt.“
Eine Reise in die Gefühlswelt von unterforderten Kindern soll dieses nochmal deutlich machen:
Nimm Dir bitte einen Moment Zeit und setz Dich möglichst bequem hin. Stell Dir vor, Du sitzt mit Japanerinnen und Japanern, die beginnen Deutsch zu lernen in einer Klasse. Du bist dieser Klasse als Schüler oder Schülerin zugeteilt worden und musst mit diesen Deutschlernenden einen ganzen Tag den Unterricht besuchen.
Welche Gedanken und Bilder kommen Dir dabei in den Sinn?
Stell Dir nun vor, dass Du nicht nur an diesem Tag, sondern eine Woche lang mit diesen Deutschanfängern den Unterricht für 5 Stunden pro Tag besuchen musst.
Was geht Dir durch den Kopf? Schließ bitte für einen Moment Deine Augen, um diese Bilder aufkommen zu lassen.
Nun erfährst Du, dass Du während eines ganzen Monats täglich diesen Deutschunterricht besuchen musst. Deine Aufgabe ist es, dem Unterricht möglichst aufmerksam zu folgen und die anderen nicht zu stören.
Wie reagierst Du? Was machst Du während dieser Stunden?
Dir wird nun mitgeteilt, dass Du noch mindestens zwei Jahre dieser Klasse zugeteilt bist und Umteilungswünsche leider nicht berücksichtigt werden können.
Welche Gedanken und Impulse kommen in Dir hoch? Wie fühlst Du Dich morgens und abends? Wie ist der Umgang mit Deinen Familienangehörigen? Was tust Du in Deiner Freizeit?
Schließ nochmal die Augen und geh Deinen aufkommenden Bildern und Gedanken nach.
(aus Joelle Huser, Lichtblick für helle Köpfe, 1999)
Weitere Gründe von Konzentrationsproblemen
Bei 5-7% aller Schüler und Schülerinnen wird ein Aufmerksamkeits-Defizit diagnostiziert. Davon sind auch hochbegabte Kinder nicht ausgeschlossen. Diese Kinder haben in besonderen Maßen mit Einschränkungen der exekutiven Funktionen zu kämpfen. Sie haben Schwierigkeiten:
- Ihre Aufmerksamkeit bewusst zu steuern
- Unwichtiges auszublenden
- Informationen im Kurzzeitgedächtnis zu behalten
- Pläne zu schmieden
- Prioritäten zu setzen
- Handlungsabsichten zu formulieren und Zwischenschritte abzuleiten
- Von einer Aufgabe zur nächsten zu wechseln
- Sich flexibel auf Planungsänderungen und Zusatzinformationen einzustellen
Diese Kinder sind sehr auf Unterstützung von außen angewiesen, um sich selbst zu strukturieren. Maßnahmen sollten die exekutive Kontrolle entlasten und gleichzeitig trainieren.
Wichtig ist in dem Fall jedoch auch eine professionelle Abklärung, da Erscheinungsbilder von ADHS und unterforderten sowie überforderten Kindern sich sehr ähneln und viele Überschneidungen gibt.
Aber auch:
- Legasthenie oder Dykalkulie (manchmal unerkannt)
- Prüfungsangst
- Mobbing
- Einschneidende Erlebnisse (Tod, Missbrauch, Umzug)
- Lang andauernder Streit
- Alkohol- und Drogenkonsum
Können die Konzentrationsfähigkeit stark herabsetzen. Über jedes einzelne Thema hier zu schreiben, würde den Rahmen sprengen. Wichtig ist aber Konzentrationsprobleme fachlich abklären zu lassen und sich Unterstützung von außen zu holen. Psychologen, Lerncoachs/Lerntherapeuten, Ergotherapeuten sind hier, je nach Thema, eine gute Wahl.
Wie lange können sich Kinder im Durchschnitt konzentrieren?
Es gibt keinen pauschalen Turnus, der für jedes Kind gilt. Es kommt nicht nur auf die Persönlichkeit des Kindes an, sondern auch auf die Tätigkeit/Aufgabe die das Kind verrichtet. Aber folgende Durchschnittswerte können als Anhaltspunkt genommen werden.
Alter des Kindes: | Konzentrationsspanne: |
5 – 7 Jahre 7 – 10 Jahre 10 – 12 Jahre 12 – 15 Jahre | 10 – 15 Minuten 20 Minuten 25 Minuten 30 Minuten |
Als grobe Faustregel lässt sich also festlegen: Konzentrationsspanne = Lebensalter x 2
Lässt sich Konzentration trainieren?
Ja, aber dazu ist es wichtig, zu wissen was die Konzentration stört und zum andern welche Bedingungen förderlich sind um die Aufmerksamkeit zu lenken.
Dinge, die die Konzentration einschränken: | Bedingungen von Aufmerksamkeit: |
|
|
Gegen Einflüsse von außen kann man schnell etwas unternehmen.
- Ein „Bitte nicht stören“ Schild an die Zimmertür hängen
- Sich einen ruhigen Arbeitsplatz suchen
Ruhige Musik kann störende Außengeräusche überdecken
- Störende Medien ausschalten und beiseitelegen (Ja, auch das Handy)
- Genügend Pausen einhalten
- Frische Luft
- Gute Lichtverhältnisse
Dieses sind nur einige Tipps gegen äußere Einflüsse. Viel wichtiger jedoch ist es sich gegen die eigenen inneren Einflüsse zu wappnen. Hier haben sich vor allem Mental-Techniken bewährt. Wir kennen dies von Leistungssportlern, die vor einem Wettkampf tief in sich selbst versunken erscheinen und unberührt von ihrer Umgebung (Zuschauer, andere Sportler, Anfeuerungsgesänge, Lautsprecherdurchsagen). Bei Fußballern können wir beobachten, dass sie fast alle einen Kopfhörer tragen, wenn sie aus dem Mannschaftsbus aussteigen. Sie schotten sich von der Außenwelt ab und sind ganz bei sich. Jeder Fußballer hört dabei die Musik, die ihm verhilft in diesen Zustand zu kommen.
Meine Tochter hat diese Mental-Technik für sich in Klausuren angewandt. Sie hat vor der Klausur einen Song gehört, der sie in eine gute Stimmung versetzt hat. Diesen hat sie dann in Dauerschleife im Kopf mitspulen lassen. Dieses hat dazu geführt, das, von außen einströmende Störgeräusche ausgeblendet wurden. So war sie in der Lage, sich mit Erfolg voll und ganz auf die Aufgaben zu fokussieren.
Eine weitere Methode dazu ist, sich vorzustellen, die Gedanken und Emotionen in eine Art „Wartehäuschen“ zu platzieren. Auf diese Weise werden diese wertgeschätzt und müssen nicht ständig auf sich aufmerksam machen, sondern können danach weitergedacht und gefühlt werden.
Entspannung ist der beste Zustand für eine gute Konzentration. Also trägt alles was Dich und Dein Kind entspannt dazu bei konzentriert zu sein. Es gibt eine Vielzahl von Entspannungsmöglichkeiten hier einige Beispiele:
- Entspannungsmusik hören
- Atemübungen machen.
Eine gute Atemübung bekommst du unter folgendem Link:
https://lernen-mit-impetus.de/entspannungsuebungen/
- Bewegung
- Autogenes Training
- Übungen der progressiven Muskelentspannung
- Meditation (Gerade die exekutiven Funktionen lassen sich gut damit trainieren, da zu einer optimalen Vernetzung der beteiligten Hirnbereiche führen.
- Fantasiereisen
Im Folgenden stelle ich Dir noch einige Konzentrationstricks für den Unterricht vor, die besonders hochbegabten Kindern helfen sich besser auch auf „langweilige“ Unterrichtsinhalte zu fokussieren.
Konzentrationsstrategien für den Unterricht oder wie es gelingt, sich besser auf die Unterrichtsinhalte zu fokussieren.
- Dein Kind kann dem Lehrer viel besser folgen, wenn es sich z.B. ein bestimmtes Wort herauspickt und zählt, wie oft er es verwendet. So wird es automatisch dem gesamten Inhalt des Unterrichts viel besser folgen können.
- Einen Text auf dem Kopf lesen, kann die Konzentration Deines Kindes fordern.
- In Gedanken mitsprechen und beschreiben, was man gerade tut. Sich vorstellen, jemand würde neben einem stehen und man würde es ihm erklären wollen. Dabei muss man sich erstens auf die Tätigkeit selbst konzentrieren und zweitens noch genau überlegen, wie man es möglichst verständlich erklärt.
- Ein KAWA während des Unterrichts zum Thema der Stunde gestalten. (Birkenbihl- Methode)
- ABC-Listen zum jeweiligen Thema anfertigen. (Birkenbihl- Methode)
- MindMaps erstellen.
- Kosten/Nutzen Plan erstellen. Was kostet es sich ablenken zu lassen, welchen Nutzen hat konzentriertes Arbeiten
- Sich überlegen, welche Aufgaben man außerhalb von Schule hasst aber trotzdem erledigt. Wie schafft man es sich dafür zu motivieren? (Als Erwachsene kennen wir diesen Zustand oft beim Thema Hausarbeit)
- Seine Motive finden, um sich selbst zu motivieren!
- Seine Absicht formulieren.
- Möglichst viele Gründe/Motive finden, warum das Thema der Lerninhalt wichtig für einen ist, was er mit mir selbst zu tun hat.
- Den Grund/das Motiv heraussuchen, welches sich für sich selbst am besten anfühlt (Emotionen)
- Die Erreichung seines Ziels ausmalen
- Wie fühlst du dich? Wie wirkst du auf andere? Wie siehst du aus? Wie sieht dein Profit aus? Dieses Bild in Worte fassen – Worte, die emotional ansprechen- dann aufschreiben.
Die Abkürzung zu mehr Konzentration
Wenn Du eine Abkürzung für das Konzentrationsproblem Deines Kindes suchst, dann schau doch mal beim Marburger Konzentrationstraining vorbei. Dort sind alle Methoden in einem Kurs zusammengefasst.
www.lernen-mit-impetus.de/das-marburger-konzentrationstraining/
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